Foto von blauer Hauswand mit Wasserspiel in der Kunsthofpassage Dresden Neustadt

Daten & Fakten zu Suizidalität

Alle 40 Sekunden verstirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch durch Suizid, unter den 15- bis 29-jährigen stellt Selbsttötung die zweithäufigste Todesursache dar. Im Jahr 2018 nahmen sich in Deutschland 9396 Personen das Leben. Zur Einordnung dieser Zahl: Im selben Jahr verstarben aufgrund von Verkehrsunfällen, Drogenkonsum, AIDS/HIV und Mord insgesamt 5231 Menschen. Männer begehen etwa dreimal so häufig Suizid wie Frauen. Das Suizidrisiko steigt bei Frauen und Männern mit dem Lebensalter.

Suizidversuche finden weit häufiger statt. So gibt es Schätzungen, dass auf jeden Erwachsenen, der sich selbst tötet, mindestens 20 Personen kommen, die einen Suizidversuch unternehmen. Suizidversuche werden häufig von Frauen und in jüngerem Lebensalter unternommen.

Das Thema Suizid war lange ein Tabu und ist heute noch stigmatisiert. Falsche Annahmen und Vorurteile halten sich und können Hilfe verhindern. Hier sind ein paar Fakten zum Thema Suizidalität:

Fahren Sie über die Aussagen, um mehr zu erfahren.




Wenn man den Verdacht hat, dass jemand darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen, ist es wichtig, offen danach zu fragen. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Person nicht durch diese Fragen Suizidgedanken entwickeln. Wenn sie welche hat, bekommt sie die Möglichkeit, darüber zu reden. Dies kann entlasten und ist der erste Schritt, um notwendige Hilfe zu bekommen. Hinweise für solch ein Gespräch finden Angehörige, Nahestehende und Bekannte unter „Wie kann ich helfen?“ und Fachpersonen unter „Prävention“.







Suizidgedanken sind Zeichen einer seelischen Not und tiefer Verzweiflung. Viele Menschen, die einen Suizid unternehmen, haben vorab Andeutungen über ihre Absichten gemacht. Warnzeichen zu erkennen, diese ernst zu nehmen und aktiv anzusprechen kann helfen, Suizide zu verhindern. Es gibt allerdings auch Suizide, denen keine Warnsignale vorausgehen. 






Unterstützung und Zugang zu Hilfsangeboten für Menschen in seelischer Not kann Suizide verhindern. Menschen, die über Selbsttötung nachdenken, sind oft hin- und hergerissen: Einerseits möchten sie leben. Andererseits haben sie den Wunsch zu sterben, da sie den Tod als einzigen Ausweg sehen, damit ihre Probleme und ihr Leiden aufhören. Suizidgedanken treten in Krisen und / oder bei seelischen Erkrankungen wie Depressionen auf. Ist die Krise bewältigt und / oder wird die seelische Erkrankung behandelt, kehrt auch der Lebenswille zurück.






Gedanken, sich das Leben zu nehmen, treten in Krisensituationen auf und / oder können im Rahmen einer psychischen Erkrankung auftreten. Suizidales Verhalten wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Warum ein Mensch durch Suizid stirbt, lässt sich nicht mit einer einzigen Ursache erklären. 






Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention. Suizidalität. Zugriff am 09.11.2020 unter https://www.suizidprophylaxe.de/suizidalitaet/allgemeine-informationen/

Statistisches Bundesamt; Robert Koch-Institut; Bundeskriminalamt. (2020). Anzahl der Suizide in Deutschland im Vergleich zu ausgewählten Todesursachen in den Jahren 2012 bis 2018. In Statista. Zugriff am 09.11.2020, unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/318378/umfrage/anzahl-der-suizide-in-deutschland-im-vergleich-zu-ausgewaehlten-todesursachen/

Weltgesundheitsorganisation. (2014). Preventing Suicide: A global imperative. Verfügbar unter https://www.who.int/mental_health/suicide-prevention/world_report_2014/en/. Dt. Übersetzung: Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (2016). Suizidprävention: Eine globale Herausforderung. Zugriff am 19.12.2019 unter https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/suizidpraeventionsbericht-who


Warnzeichen

Das aktuelle Befinden einer Person kann Hinweis auf eine Suizidgefährdung sein. Das Wissen um mögliche Warnzeichen hilft, frühzeitig zu reagieren.

Deutliche Warnzeichen

Foto von zwei jungen Männern, einander zugewandt auf Mauer sitzend, die sich unterhalten, im Hintergrund ist Park zu sehen

Direkte Suizidäußerung oder -ankündigung, z.B.

  • „Ich werde mich umbringen.“
  • „Ich wünschte mir, ich wäre tot.“

Indirekte Äußerung, z.B. 

  • „Ich halte das nicht mehr aus.“
  • „Ohne mich wären doch alle besser dran.“
  • „Ich wünschte mir, ich wäre nie geboren.“
  • „Für mich interessiert sich eh niemand.“

Überlegungen zu Suizidmethoden

Vorbereitung eines Suizids, z.B. 

  • Schreiben eines Abschiedsbriefs
  • Verschenken von persönlichen Gegenständen wie beispielswiese das Lieblingsbuch
  • Beschaffung von Suizidmittel

Sprechen oder Schreiben über Tod, Sterben oder Suizid in einem außergewöhnlichen Ausmaß

Solche Beobachtungen sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Suchen Sie in einem passenden Moment das Gespräch mit der Person. Fragen Sie, wie es der Person geht. Fragen Sie direkt nach, ob die Person darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen. Das direkte Fragen nach Suizidgedanken bringt die Person nicht auf die Idee, sich das Leben zu nehmen. Weitere Hinweise für solch ein Gespräch finden Angehörige, Nahestehende und Bekannte unter „Wie kann ich helfen?“ und Fachpersonen unter „Prävention“.

Weitere Warnzeichen

Gefühle von Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung

Ärger, Wut, Rachephantasien

Riskantes Verhalten, das einen absichtlich in Gefahr bringt, z.B. 

  • schnelles, unachtsames Autofahren
  • selbstverletzendes Verhalten

Sich gefangen fühlen, keinen Ausweg sehen

Erhöhter Alkohol- oder Drogenkonsum

Rückzug von sozialen Kontakten bis hin zum Abbruch

Ängstlichkeit, Anspannung, Unruhe

Schlafstörungen

Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit

Keinen Sinn im Leben sehen

Plötzliche Veränderungen im Verhalten, z.B. 

  • Eine Person ist sehr verschlossen oder hat kein Interesse mehr an Dingen, die ihr früher Freude bereitet haben
  • Ein Mensch, der längere Zeit niedergeschlagen und pessimistisch war, erscheint plötzlich ruhig und entspannt (dies kann ein Zeichen für einen Entschluss zum Suizid sein)
  • Vernachlässigung von Kleidung und Hygiene
Foto von zwei jungen Frauen, nebeneinander sitzend, die eine ist nach vorne gebeugt und hat ihre Hände am Gesicht, die andere legt dieser Frau die Hände auf die Schultern

All dies sollte Sie aufmerksam werden lassen, denn es kann ein Hinweis darauf sein, dass eine Person in einer Krise ist. Was eine Krise auslöst, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Deswegen geht es nie darum, ob Sie einen Anlass für eine Krise angemessen finden, sondern immer darum, wie es die betroffene Person empfindet. Wenn Sie eines der genannten Warnsignale wahrnehmen, suchen Sie das Gespräch. Fragen Sie, wie es der Person geht. Das direkte Fragen nach Suizidgedanken bringt die Person nicht auf die Idee, sich das Leben zu nehmen. Weitere Hinweise für solch ein Gespräch finden Angehörige, Nahestehende und Bekannte unter „Wie kann ich helfen?“ und Fachpersonen unter „Prävention“.


American Association of Suicidology. Warning signs. Zugriff am 03.08.2020 unter https://suicidology.org/resources/warning-signs/

Rudd, M. D., Berman, A. L., Joiner, T. E., Nock, M. K., Silverman, M. M., Mandrusiak, M., Van Orden, K. & Witte, T. (2006). Warning signs for suicide: Theory, research, and clinical applications. Suicide and Life-Threatening Behavior, 36(3), 255-262. doi:10.1521/suli.2006.36.3.255

Teismann, T. & Dorrmann, W. (2015). Suizidgefahr? Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Göttingen: Hogrefe.


Risikofaktoren

Risikofaktoren erhöhen die Auftretenswahrscheinlichkeit von suizidalem Erleben und Verhalten. Ein erhöhtes Risiko ist nicht gleichzusetzen mit einem hohen Risiko und die allermeisten Menschen, die ein oder mehrere Risikofaktoren aufweisen, versterben nicht durch Suizid. Das Wissen um Risikofaktoren kann jedoch wachsam machen, bei Menschen, die Risikomerkmale aufweisen, an Suizidalität zu denken und entsprechend nachzufragen.

Zu den Risikofaktoren für Suizidalität gehören u.a.

  • Psychische Erkrankungen: v.a. affektive Störungen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, psychotische Störungen, Posttraumatische Belastungsstörung
  • Körperliche Erkrankungen: insbesondere Krebs, chronische Schmerzen, schwerwiegende neurologische Erkrankungen
  • Hoffnungslosigkeit
  • Soziale Isolation und Einsamkeit
  • Suizide in der Familie
  • Früherer Suizidversuch

Außerdem können verschiedene Ereignisse das Risiko für suizidales Verhalten erhöhen, z.B.

  • Verlust (Todesfall, Scheidung, Trennung, Kündigung, …)
  • Traumatisches Erlebnis (Überfall, sexuelle oder körperliche Gewalt, Unfall, Naturkatastrophe, Krieg, …)
  • Berufliche Probleme
  • Familiäre Konflikte
  • Finanzielle Schwierigkeiten
  • Demütigung und Kränkung
  • Kürzliche Entlassung aus stationärer psychiatrischer Behandlung
  • Inhaftierung

Vulnerable Gruppen, die ein erhöhtes Suizidrisiko aufweisen sind

  • Ältere Menschen
  • Geflüchtete und Migranten
  • Gefängnisinsassen
  • Lesbische, schwule, bisexuelle, trans- oder intergeschlechtliche Personen (lsbti)
  • Suizid-Hinterbliebene oder –Betroffene
  • Indigene Völker

Schutzfaktoren

Schutzfaktoren sind Variablen, die mit einem reduzierten Suizidrisiko einhergehen können. Zu diesen zählen

  • soziale Unterstützung
  • starke persönliche Beziehungen
  • Wohlbefinden
  • positive Bewältigungsstrategien (u.a. die Bereitschaft, bei Bedarf Hilfe zu suchen)
  • Religiosität und Spiritualität

Forkmann, T., Teismann, T. & Glaesmer, H. (2016). Diagnostik von Suizidalität. Göttingen: Hogrefe.

Teismann, T. & Dorrmann, W. (2014). Suizidalität. Göttingen: Hogrefe.

Teismann, T. & Dorrmann, W. (2015). Suizidgefahr? Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Göttingen: Hogrefe.

Weltgesundheitsorganisation. (2014). Preventing Suicide: A global imperative. Verfügbar unter https://www.6who.int/mental_health/suicide-prevention/world_report_2014/en/. Dt. Übersetzung: Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (2016). Suizidprävention: Eine globale Herausforderung. Zugriff am 19.12.2019 unter https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/suizidpraeventionsbericht-who


Weitere Informationen zu Hilfen

One line drawing (Einlinienzeichnung) von zwei Händen, mit Smartphone und Sprechblase

Nachfolgend finden Sie einige weitere nützliche Informationen zu bundesweiten und regionalen Hilfsangeboten.

Bundesweit

Apps & E-Mental-Health

Es gibt eine Vielzahl von Apps oder Online-Programmen, die in Krisen und bei psychischen Belastungen helfen sollen. Einige dieser Angebote wurden professionell erstellt und wissenschaftlich geprüft. Diese können helfen, eine Krise zu überwinden, insbesondere, wenn sie begleitend zu einer Psychotherapie zum Einsatz kommen.

Oft ist es schwer, bei der unüberschaubaren Menge an Angeboten herauszufinden, welche Anwendung hilfreich sein kann. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl einiger professioneller Angebote.

Speziell für Menschen in suizidalen Krisen gibt es den Krisenkompass der TelefonSeelsorge® als App zum Download im App Store oder Google Play Store.

moodgym® ist ein kostenloses und anonymes Online-Programm für Erwachsene, das behandlungsbegleitend oder vorbeugend bei ersten Anzeichen einer Depression genutzt werden kann. moodgym® wurde ursprünglich an der Australian National University entwickelt und von Wissenschaftler*innen der Universität Leipzig ins Deutsche übersetzt.

Bestimmte digitale Therapieprogramme zu verschiedenen (psychischen) Erkrankungen wurden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte überprüft und bewertet. Diese müssen ärztlich oder psychotherapeutisch verschrieben werden. Eine Übersicht finden Sie im Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen des Bundesinstitutes.

Auch die Online-Programme iFightDepression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und deprexis® für Menschen mit leichter bis mittelgradiger Depression werden ärztlich oder psychotherapeutisch verschrieben und therapiebegleitend eingesetzt. 

Bei der Auswahl von frei verfügbaren Apps und Online-Programmen ist Vorsicht geboten, denn nicht jede App, in deren Beschreibung etwas von „wissenschaftlich“ oder „professionell“ steht, ist das auch tatsächlich! Einige Apps stellen „Diagnosen“ aufgrund von Fragebögen, die nicht wissenschaftlich geprüft wurden. Andere versprechen schnelle Besserung in kurzer Zeit. Ein unprofessionelles Programm kann dazu führen, dass es einem noch schlechter geht oder man sich allein gelassen fühlt.

Auch keines der hier aufgeführten Programme kann eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung ersetzen. Sollte es Ihnen durch die Nutzung solcher Programme nicht besser gehen, nehmen Sie Kontakt mit weiteren Hilfsangeboten auf. 

Patientenservice 116 117

Der kostenfreie Patientenservice 116 117 ist rund um die Uhr erreichbar und bietet verschiedene Leistungen an: 

Der ärztliche Bereitschaftsdienst sichert die ambulante medizinische Versorgung außerhalb der üblichen Sprechzeiten sowie am Wochenende und an Feiertagen. Wenn Sie nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber die ärztliche Behandlung nicht bis zum nächsten (Werk-)Tag warten kann, dann kontaktieren Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst telefonisch unter 116 117. Ihr Anruf wird an die für Sie zuständige Vermittlungsstelle weitergeleitet. Alternativ können Sie über die Website des Patientenservices eine Bereitschaftspraxis in Ihrer Nähe suchen und direkt kontaktieren. 

Des Weiteren bietet der Patientenservice eine Terminvermittlung an, wenn Sie selbst keinen zeitnahen Termin in einer ärztlichen oder psychotherapeutischen Praxis finden. Die Terminvermittlung erreichen Sie telefonisch unter der 116 117, über die App oder über die Website der Terminvermittlung.

Über die Arztsuche des Patientenservices können Sie selbstständig eine Praxis in Ihrer Nähe finden. 

Regional in Dresden

Kriseninterventionsteam und Notfallseelsorge Dresden

Der Verein Krisenintervention und Notfallseelsorge Dresden e.V. (KIT & NFS) bietet psychosoziale Notfallversorgung bei akut psychisch traumatisierenden Unfällen, Notfällen und Katastrophen. Dazu gehören z.B. plötzliche Todesfälle, Betroffene nach erheblichen Gewalterfahrungen, schwere Unfälle, Suizide oder Suizidversuche.

Aufgabe der Krisenintervention ist die Betreuung von unverletzten Beteiligten (Augenzeug*innen, Ersthelfende, Unfallbeteiligte) und Angehörigen unmittelbar nach dem Ereignis, um den Betroffenen Raum für Trauer zu verschaffen, sie handlungsfähig zu machen und damit die Verarbeitung des Ereignisses günstig zu beeinflussen. Das Angebot bezieht sich auf maximal 48 Stunden nach dem Ereignis.

Die Alarmierung des KIT und der NFS erfolgt in der Regel über die Rettungsleitstelle Dresden, wenn die Einsatzkräfte vor Ort (Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr, Unfallforschung) dies anfordern.

Auch für die Einsatzkräfte selbst gibt es speziell geschulte Einsatznachsorgekräfte, die nach belastenden Einsätzen direkt vor Ort auf den Wachen zur Verfügung stehen, oder ebenfalls über die Rettungsleitstelle kontaktiert werden können.

Weitere Informationen können Sie auf der Website des Vereins für Krisenintervention und Notfallseelsorge Dresden e.V. finden. 


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